Balancekissen im Hundetraining

Sie sind herrlich bunt, schön anzusehen, und sie ziehen uns – und Hunde, die damit trainieren – schon fast magnetisch an: Balance-Kissen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Grössen. Wurden sie früher fast ausschliesslich für rehabilitative Zwecke eingesetzt, sind sie heute in privaten Trainingsräumen und seit einiger Zeit in Hundetrainings immer öfter zu sehen.

Im Gleichgewicht bleiben

Aber wofür sollen die wackelnden Untergründe gut sein? Das Gleichgewicht (engl. balance) ist ein dynamischer Prozess, der bei allem stattfindest, was der Hund tut. Mit anderen Worten, bei allem was er tut, verliert der Hund fortwährend die Balance, und sein Körper versucht diese ganz automatisch wieder zu finden. Gleichgewicht lässt sich genauso wie Kraft und Ausdauer trainieren. Dazu eignet sich Training mit instabilem Untergrund, wobei der Körper durch ständige Ausgleichsbewegungen gezwungen wird das Gleichgewicht zu halten. Ein solches Koordinationstraining mit Balance-Geräten optimiert die Tiefenmuskulatur, also die Muskeln, die das Skelett stützen, schützen und halten. Diese tiefen Muskeln geben dem Körper Form und funktionieren gelenkstabilisierend. Balance -Training ist also automatisch sowohl Koordinations-, Kraft- als auch Körperwahrnehmungs-Training.

Für jeden Hund geeignet?

Die Arbeit mit Balance-Kissen stellt – sofern der Hund gesund ist – eine sinnvolle Abwechslung im Hunde-Training dar. Sorgfältig dosiert kann sowohl der Welpe als auch der Senior mit Freude Übungen damit machen. Hat Ihr Hund jedoch irgendwelche körperlichen Einschränkungen oder sind Sie sich nicht ganz sicher, empfiehlt sich im Vorfeld eine Abklärung und Besprechung bei einem guten Physiotherapeuten oder Osteopathen.

Bevor du mit dem Training loslegst, gilt es Folgendes zu beachten:

  • Das Kissen sollte die richtige Grösse für den Hund haben. Bedeutet: Wenn der Hund mit allen vier Pfoten auf dem Kissen stehen soll, sollte es so gross sein, dass er entspannt (mit geradem Rücken und parallel gehaltenen Beinen) darauf steht.
  • Hunde mit empfindlichen Pfoten empfinden die Noppen auf manchen Balance-Kissen als unangenehm. Abhilfe kann hier ein darübergelegtes Handtuch oder eine Antirutsch-Matte schaffen.
  • Ganz wichtig ist: Das Trainingsmaterial sollte nie rutschen, muss also entsprechend gessichert werden.

Training sinnvoll dosieren

Im Eifer des Trainings kann es leicht zu Überforderung kommen. Beobachte deinen Hund während des Trainings, achte auf seine Körperhaltung. Wenn ein Hund sich nicht wohl fühlt bei einer Übung kann er das mit Hecheln, Lippenlecken, Gähnen, zappeligen Ausgleichsbewegungen oder Muskelzittern zum Ausdruck bringen. Stabilisieren Sie dann das Gerät mehr oder stützen Sie den Hund.

Hilfreich: Aufbau über Targets

Einige Übungen sind problemlos mit gezieltem Futterlocken umzusetzen, z.B. beim direkten Wechsel von einer Position in eine andere (Sitz-Platz-Steh). Bei vielen Übungen ist jedoch ein schrittweiser Aufbau über Targets (Boden-, Hand-, Nasen-, Kinntarget) und/oder mit Clicker wesentlich sinnvoller, da der Hund aktiv mitarbeitet und Bewegungen bewusst ausführt.

Niemals ohne Aufwärmen

Nebst der mentalen und körperlichen Vorbereitung auf das Training reduzieren wir hiermit die Verletzungsgefahr und Erhöhen die Effektivität. Zu einem guten Aufwärmen gehören u.a. lockeres Laufen, Biegen der Wirbelsäule, Beugen und Strecken der Beine, Rückwärtslaufen, Seitwärtslaufen oder auch Anmassieren der Muskulatur.

Enges Kreiseln

Zuerst dreht der Hund vor dir auf dem Boden mehrmals in beide Richtungen um die eigene Achse. Du kannst dies mit Futterlocken oder Handtarget ausführen, mit Stock zum Umrunden verdeutlichen oder, wenn der Hund dies auf Wortsignal schon kann, natürlich auch ohne jegliche Körperhilfe. Dann lässt du ihn auf eine begrenzte, leicht erhöhte Ebene steigen und die Kreise dort ausführen. Unterlege ein Brett mit Balancekissen und führe deinen Hund darauf. Lass ihn sich erst an den wackligen Untergrund gewöhnen, bevor er nun auch hier die Kreise macht. Am schwierigsten ist die Übung, wenn sie direkt auf einem Balancekissen ausgeführt wird.

"Gib das Pfötchen"

Der Hund sollte stehend auf normalem Boden beidseitig Vorderpfoten geben können. Dann führst du deinen Hund mit Futter oder Handtarget oder Befehl für das Vorderpfotentarget mit den Vorderpfoten auf ein kleines Podest. Lass ihn auch hier beide Pfoten geben. Jetzt kannst du auf einen wackligen Untergrund wechseln. Wieder darf der Hund sich erstmal stehend an die neue Situation und das Ausbalancieren gewöhnen bevor du ihn dazu aufforderst eine Pfote zu geben.

Weitere Steigerungen sind: Der Hund steht hinten und vorne auf einem Podest; hinten auf dem Podest, vorne auf dem Balance-Kissen oder umgekehrt, oder es kommen zwei Balance-Kissen zum Einsatz.


Der "Elefantentrick"

Viele Hunde im Sportbereich kennen den Elefantentrick mit Podest/Hocker oder Bodentarget als Förderung für die Fussarbeit. Dieser lässt sich auf verschiedenste Weise steigernd üben.

Wir beginnen mit der dem Hund bekannten Übung, lassen ihn das Podest mit den Vorderbeinen besteigen und mittels Signal/Target in beide Richtungen drehen. Legen Sie nun rund um das Podest einen Kreis aus verschiedenen Pads, so dass der Abstand Podest-Pad der Rückenlänge Ihres Hundes entspricht. Der Hund wird sofort wieder mit den Vorderbeinen das Podest besteigen und dabei auch mit den Hinterbeinen auf einem Pad landen, was Sie sofort bestätigen. Nach einer entsprechenden Angewöhnung, bitten wir den Hund seine Hinterhand in eine Richtung zu bewegen. Er soll sich schrittweise bewegen und immer wieder kurz anhalten und die Balance suchen, bevor es weiter geht. Eine weitere Herausforderung wäre das Podest mit einem Balancepad zu ersetze oder noch Cavalettis zwischen den Pad, die überstiegen werden dürfen. Balancekissen gibt es zeitweise günstig beim Discounter, bei spezialisierten Zubehör-Anbietern oder im (Physio-)Fachhandel.

Je nach Grösse und Form stellen die Kissen an den Hund andere Anforderungen; lassen Sie sich beim Kauf beraten.

Selber aufs Wackelkissen steigen

Bevor du das Training mit deinem Hund startest, noch eine wichtige Frage: Bist du selber schon einmal auf einem Balance-

Kissen gestanden? Wenn nein, dann empfiehlt sich folgende Selbsterfahrungs-Übung: Stell dich mit beiden Beinen schulterbreit auf einen instabilen Untergrund und verlagere dann dein Gewicht in alle Richtungen. Jetzt hebst du ein Bein an und versuchst, die Position 10 Sekunden zu halten. Bewege nun das angehobene Bein nach vorne, zur Seite und nach hinten und halte jede Position 10 Sekunden. Mach das Gleiche auf dem anderen Bein. Und, wie einfach war es? Ging es auf beiden Seiten gleich gut?

Vielleicht bist du ja jetzt auf den Geschmack gekommen. Du könntest die Fitness gemeinsam steigern – dein Hund und

du arbeiten abwechselnd mit den Balance-Kissen. So gibt es auch zwischen den Übungen für jeden ausreichend Pausen!

Ich war jahrelang als Trainerin im Judo und im Turnverein tätig. Mein wichtigstes Ziel war neben dem Spass an der Bewegung die Gesundheitsförderung. Das versuche ich heute auch in der Hundeausbildung umzusetzen.